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Erinnerung an die Fürther Kirchweih

von Matthias Egersdörfer

Es dürfte Mitte der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts gewesen sein, als ich das erste Mal in meinem Leben die Fürther Kirchweih besuchte. So etwas hatte ich noch nicht gesehen, dass man die Straßen der Innenstadt weiträumig für ein Stadtfest absperrte. Wenn man in Lauf an der Pegnitz, wo ich zu dieser Zeit damit beschäftigt war, aufzuwachsen, im Sommer das Kunigundenfest feierte, thronte ein Bierzelt auf der großen Wiese und davor aufgereiht standen die Buden und Fahrgeschäfte. In Fürth drehten sich die Karussells zwischen den Häusern der Stadt und die Lustbarkeiten wogten durch den gesamte Stadtkern. Staunend lief ich durch den bunt erhellten Abend und schnupperte hunderterlei Düfte in kleinen Schritten zwischen den vergnügungswilligen Menschen aus nah und fern. So schlenderte ich neben meiner Schwester und dem Schwager durch den lauen Abend und übersah dabei fast, wo diese ganze Freude angefangen hatte und wo sie hinführte. Es muss dann ungefähr auf der Höhe der damaligen Feuerwache gewesen sein, als ich eines Mannes ansichtig wurde, der auf dem Bauch eines zweiten Herren saß, welcher selbst ausgestreckt am Rand der Straße lag. Der Sitzende hielt mit beiden Händen die Ohren des unter ihm Liegenden. Immer wieder hob er den Kopf, um ihn gleich anschließend auf den Asphalt der Fahrbahn leicht aufschlagen zu lassen. Der Aufprall des Kopfes erzeugte ein Geräusch, an das ich mich heute noch gut erinnern kann. Und immer wieder konnte ich als Zusehender diesen unangenehmen Klang des Kopfes auf das Pflaster hören. Lang konnte ich mir dieses Schauspiel nicht mit ansehen und bin dann zu dem sitzenden Mann hingeeilt, um ihn zu fragen, warum er das denn machen würde und, ob er bitte damit nicht sofort aufhören könne. Der offensichtlich nicht mehr ganz nüchterne Mensch unterbrach für einen Moment das Kopfschlagen, blickte fast träumend in meine Richtung und sagte dann: „Der gibt halt ka Ruh. Ka Ruh gibd der ums Verreckn ned.“ Fast war ich ein wenig überwältigt von dieser stringenten Logik. Zu meiner Sprachlosigkeit kam kurz darauf später noch eine Frau dazu, die mir die näheren Umstände erklärte. So stellte sich heraus, dass beide Herren aus zwei verschiedenen Familien stammten, die sich in vollem Umfang jeden schönen Tag auf dieser Erde aufs äußerst Schlimmste zerstreiten würden. Sie deutete auf die Tür eines erleuchteten Lokals gegenüber. Großes Geschrei drang heraus und man sah Männer und Frauen sehr gemischten Alters, die stark gestikulierend aufeinander einbrüllten. „Die bläken wie Viecher, nenna si ba die schlimmstn Noma. Aber am nächsten Dooch vertroong se sich widder und fanga widder midn Saufn o. Und des dauert net lang, dann schreit scho glei widder anner Dann gäid des Gschraa und Gschlooch halt vo vonner los.“ Ich bedankte mich bei der Dame für die erhellende Erläuterung. Das Malträtieren des Kopfes hatte zwischenzeitlich auch ein Ende gefunden. Beide Männer erhoben sich und gingen ihrer Wege. Ich lief dann schnell dem Schwager und der Schwester hinterher, um nicht den Anschluss zu verpassen.

Matthias Egerdörfer am Stand der Kärwazeitung

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